Melken

Das Melken vereinfachen: Durch Optimierung des Melkstandes oder durch Reduzieren auf einmal täglich Melken: Monotraite 

Melkstand optimieren

Melkstand optimieren nach Denton
Pro Melkanschluss Futterplätze für drei Ziegen vorhalten!

Emmanuel Denton schwört auf diese Arbeitsersparnis: Die meiste Arbeit mache ja das Wechseln der Melkgruppen. Deshalb führt er immer gleich drei mal so viele Ziegen auf den Melkstand wie Melkanschlüsse vorhanden sind. Dagegen hält die Melkanlage seines Nachbarn nur so viele Futterplätze bereit wie Melkanschlüsse (links im Bild). Das kostet zusätzlich Zeit und Geld.

Melkstand mit drei Futterplätzen pro Melkanschluss bei Sebastien Vernay

Monotraite – einmal am Tag Melken

Kühe nur einmal am Tag zu melken, kann sinnvoll sein, wenn das Futter knapp wird, zum Ende der Laktationszeit oder weil ein Mitarbeiter Ferien hat, schreibt Anita Breitenmoser in „zalp“. „Wirtschaftliche Analysen haben gezeigt, dass sie Ende Jahr gleichviel erwirtschaftet haben wie ihre Kollegen mit dem traditionellen Melksystem. Fazit: Gleiches Geld bei durchschnittlich 20% weniger Arbeitsbelastung. Um die gleiche Milchmenge zu erzielen, werden jedoch mehr Kühe benötigt, da diese im Schnitt 30% an Leistung verlieren. Deswegen sind genug Stallplatz und tiefere Grundfutterkosten (grosse Weideflächen, kein Kraftfutter) Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Erfolg.“ Entscheidend: Wird die Kuhmilch zu Käse verarbeitet, bleibt die Ausbeute praktisch gleich, da Fett- und Eiweissgehalt der Milch steigen und die Reduktion der Milchmengen von 30% ausgleichen. Nicht jede Kuh eigne sich: die eine Rasse reduziert die Milchleistung um bis zu 50%, eine andere nur um 5%. Leichtere Rassen scheinen sich eher zu eignen. Die Kuh sollte vor der Umstellung niedrige Zellzahlen aufweisen. (Quelle: zalp – Zeitschrift der Älplerinnen und Älpler 20/2009 S.19)

monotraite_euter240

Die französiche Ziegenversuchsanstalt Pradel (Ardèche) testete die „Monotraite“ mit ihren Hochleistungsziegen der Rasse Alpine: ab der Mitte der Laktation (17.Juli) wurde eine Hälfte der 120 Ziegen zweimal und die andere Hälfte nur einmal täglich gemolken. Ausgehen von einer Jahresproduktion von 1.100 Liter mit 35,4 Milchfett und 32,8 Proteingehalt verringerte sich die Milchmenge um 15%, wobei der Fettgehalt gleich blieb, der Proteingehalt aber um 2,7 Punkte anstieg. Die Käseausbeute bleibt in beiden Gruppen gleich.

Die Tests in Pradel zeigten aber auch, dass es sich nicht empfiehlt, Erstgebärende von Beginn an nur einmal täglich zu melken: deren Milchleistung bleibt fortan 30-40% unter Normal. Anscheinend entwickelt sich das Euter weniger – entsprechend dem geringeren Abfluss. Aus demselben Grund wies die Milch von 40% dieser Erstgebärenden eine Zellzahl von über 500.000/ml auf, während dies nur bei 10% der anderen Gruppe passierte, die zweimal gemolken wurden. Auch vergrösserten sich ihre Ganglien. Aber es kam zu keiner klinischen Euterentzündung.

Allgemein wird die Monotraite empfohlen für Zeiten grosser Arbeitsbelastung: Man könne ohne Folgen einzelne Melkzeiten auslassen oder auch wochenlang nur einmal täglich melken, danach erreiche man in jedem Fall wieder dieselbe Milchmenge wie vor der Zeit der Monotraite.

Welche Zeitersparnis ergibt sich? Wird nur einmal am Tag gemolken, spart man nur 1/4 der Dauer von zwei Melkzeiten. Eingespart werden aber auch die zweite Reinigung der Maschine, die zweite Fütterung und die Milchkühlung über Nacht. (Quelle: La Chèvre – Réussir 2006, Article ref. 17380)
Für weitere Recherche: Monotraite wird manchmal auch mit ODM (one daily milking) abgekürzt.

Schalmtest

Bei Monotraite muss man allerdings sicher sein, dass die Euter auch gesund sind. Welche Euter-Krankheiten es gibt und ihre Behandlung, kann man hier nachlesen. Um eine Störung festzustellen melkt man nach dem Vormerken einige Spritzer in die Testschalen: Verbindet sich die rote Testflüssigkeit nicht mit der Milch zu einem gleichmässigen Orange (untere Zeile im Bild) sondern bleibt getrennt, auch nach Hin- und Herschenken, zeigt dies eine erhöhte Keimbelastung. Manchmal reicht es, weiter vorzumerken bis nachweislich keimfreie Milch kommt.

Schalmtest
Obere Zeile: die Milch verbindet sich nicht mit der Testflüssigkeit – sie ist keimbelastet.

Hygiene spart Arbeit

Lücken in der Hygiene verursachen sehr viel zusätzliche Arbeit! Wenn sich der Käselaib schwammig anfühlt und viele kleine Löcher von unpassender Gasproduktion zeugen, handelt es sich um eine Colibakterien-Infektion. Dann ist nicht nur die Arbeit vertan, nun müssen alle Käsereigeräte tiefgründig gesäubert und die verseuchte Produktion korrekt entsorgt werden… Einfallstore für Bakterien zeigt die Tabelle nach Henneberg:

Keimzahlen in der MIlch bei und nach dem Melken einer Kuh

Unmittelbar nach Verlassen des Euters: 0 – 3.200
Erste Melkstrahlen:                                     16.000
Letzte Melkstrahlen:                                    360
Bei einer schmutzigen Kuh:                     17.000
Bei einer gereinigten Kuh:                         9.400
Melken mit gereinigten Händen:               1.500
Melken mit nicht gereinigten Händen:    6.700
Die Zellzahl soll bei Ziegenmilch jeweils ungefähr doppelt so hoch sein, wie bei Kuhmilch.

Hygiene-Regeln

• Bei schmutzigen Eutern ist neue Einstreu dringend angesagt! Statt Euter zu waschen, säubert man sie mit einem Euterpapier, welches jeweils nur einmal verwendet wird. Würden die Euter aller Ziegen mit demselben Lappen gereinigt, könnten sich so auch Euterinfektionen verbreiten.

• Die ersten Spritzer in den Vormelkbecher.

• Werden langhaarige Ziegen von Hand gemolken, ist es ratsam die langen Haare rund ums Euter zu stutzen oder täglich auszubürsten; Staub aus dem Fell rieselt sonst direkt in den Melkeimer.

• Melken grosse Hände kleine Euter, kann es passieren, dass der Milchstrahl die Hand berührt und von dieser abtropft.

• Der Melkeimer darf nicht aus Kunststoff sein. Dessen Oberfläche ist nicht fest und glatt genug, in feinen Kratzern können sich Keime festsetzen und vermehren.

• Damit die Milch keinen Stallgeruch annimmt oder sich Keime aus der Stallluft darin absetzen, muss die Milch nach dem Melken sofort aus dem Stall entfernt und möglichst zweimal gefiltert werden.

• Sofortige Kühlung bremst die Vermehrung der Keime in der Milch: Nach 24 Stunden auf 4°C gekühlt hat sich die Keimzahl verdreifacht, bei 10°C sind es sechs Mal mehr und bei 18°C sind es gleich hundert Mal mehr Keime. Hat man keinen professionellen Milchtank, kann man die Kühlung im Kühlschrank beschleunigen, indem man Kühl-Akkus in die Milch legt und eine Spur Milchsäurebakterien dazu gibt.

• Manche Profis (in Frankreich) geben der Abendmilch Molke zu, so dass die Milchsäurebakterien über Nacht die Schadbakterien in Schach halten. Die so vorgebrütete Milch wird dann mit der Morgenmilch zusammen verkäst. Molke birgt das Risiko, die Keime des Vortags weiter zu schleppen. Sicherer ist ein Ansetzen mit gefriergetrockneten Kulturen.

langhaarige_kleinkind

Mittel gegen Schmerzen beim Melken

Auf Ziegenalpen müssen pro Person manchmal 20-50 Ziegen zweimal täglich gemolken werden und das oft im Freien nur mit einem umgebundenen Melkschemel.

Schmerz-Prävention

• Elastische Binden während des Melkens um das Handgelenk binden. Sie stützen die Handgelenke und geben Gegendruck auf die Sehnen.

• Vor und während des Melkens ein warmes Handbad mit Durchblutungsfördernden Essenzen. Mit einer Bürste das Handgelenk herzwärts massieren als Lymphdrainage.

• Schmerzende Gelenke mit Wallwurzsalbe (= Beinwell, Schwarzwurz, Comfrey, Beinwurz, Bienenkraut, Hasenlaub, Milchwurz, Schadheilwurzel, Schmalwurz, Wundallheil) einreiben und verbinden.

• Vor dem Einschlafen Hände und Handgelenke mit Wachholdergeist massieren. Tut und riecht gut.

• Nachts die Handgelenke in einer Handschiene fixieren, was die bestmögliche Durchblutung gewährleistet, die Hand schläft viel weniger ein. Das Tragen ist gewöhnungsbedürftig, jedoch bei den beginnenden Schmerzen unbedingt angesagt. (Quelle: zalp – Zeitung für Älplerinnen und Älpler Nr.11 – 2000).

melkstand_usa

Das Sitzen auf diesem Einzelmelkstand (in Los Alamos gesehen) könnte ziemlich „auf den Rücken“ gehen.