Beginn der Trächtigkeit
Zu Beginn der Trächtigkeit reduzieret man das Kraftfutter auf eine Menge wie sie in eine Kinderhand passt und hält damit die Getreide verarbeitenden Mikroorganismen geradeso am Leben. Mit dieser Reduktion vermeidet man, dass ein zu grosses Lamm oder gar Drillinge heranwachsen. Statt Kraftfutter gibt man in den ersten Monaten vitaminreiche Kost: gutes Heu, Kohl, Hagebutten, Algenpulver, Fischöl an Möhren.
Wochen vor der Geburt
Ernährung und Bewegung
In den letzten Wochen der Tragezeit legt das Lamm 80% seines Gewichts zu. Oft ist nur noch wenig Platz für die Verdauung, weshalb jetzt Kraftfutter Vorrang hat von Heu. Oft verliert sie wegen des dicken Bauches den Appetit.
Juliette de Bairacli Levy warnt vor Schimmel im Futtergetreide, er kann einen Abort auslösen. Sie empfiehlt auch Meeresalgenpulver, sowie Himbeerblätter, die eine schnelle leichte Geburt ermöglichen sollen.
Selen als Pellets aus dem Pferdehandel kann den Mangel (speziell in Norddeutschen Böden) ausgleichen. Fehlt das Selen, bleiben die Zicklein schwach, deshalb Selen sehr vorsichtig dosiert dem Futter zugeben.
Clostridien-Impfung (Breiniere und Tetanus)
Covexin10 spritzt man im letzten Drittel der Trächtigkeit, etwa drei Wochen vor dem Geburtstermin. So bekommen die Lämmer über die Milch eine Grundimunisierung. Eine weitere Impfung der Lämmer in der vierten Lebenswoche und im Jahr darauf bekommen sie die alljährliche Wiederholung. Diese Impfung kann nur eine Tierärztin verabreichen, wenn nötig, kann sie dann auch gleich Selen spritzen.
Entwurmung 5-8 Tage vor der Geburt
Die Fadenwürmer, Strongyloides (nicht Strongyliden) sind im Gewebe -auch im Euter des Muttertieres – und mit einer Kotprobe nicht nachweisbar. Bei der Geburt wird Oxytocin ausgeschüttet, welches die im Gewebe wartenden Strongyloides aktiviert, so dass sie über die Milch in das Lamm gelangen. Um das zu verhinern verabreicht man 5-8 Tage vor dem Ablammen oral Cydectin (Wirkstoff Moxidectin) und zwar in der 1,8 fachen Dosis, wie sie für Schafe vorgesehen ist. Dieses Entwurmungs-Mittel ist das einzige nicht fruchtschädigende. Dies ist ein Empfehlung von Frau Prof. Demeler vom Institut für Parasitologie der FU Berlin.
Mineralmangel
Kaliummangel hat Wehenschwäche zur Folge. Cristina Perinciolis älteste Ziege zeigte in den letzten Wochen regelmässig haarlose Ringe um die Augen und stark schuppendes Rückenhaar – wie Mehl fielen die Schuppen. Bei den darauffolgenden Geburten öffnete sich der Muttermund kaum, die Wehen waren zu schwach, über Stunden wälzte sie sich, wurde immer schwächer. Der Tierarzt musste den Muttermund weiten und alle Lämmer von Hand holen.
Dieses Mal bekommt die Ziege Kaliumkapseln; geöffnet lässt sich das Pulver gut unters Getreide mischen. Die Schuppen sind inzwischen verschwunden. Die haarlosen Augenringe deuten weiter auf Zinkmangel. Also bekommt sie jetzt Zink-Kautabletten. Der Tierarzt meinte, eine Blutuntwersuchung sei zu teuer – also wird mit Nahrungsergänzungsmitteln getestet, wann die Mangelanzeichen verschwinden. Am Ende der Trächtigkeit sind Mangelerscheinungen zu erwarten und sollten behoben werden.
Pat Coleby: Kaliummangel kann eine Verengung der Blutgefässe zur Folge haben; besonders schlimm ist dies zum Ende der Trächtigkeit, wenn Zervix und Uterus ungenügend durchblutet werden, was zu Wehenschwäche führt. Pat beobachtete, dass nach einem Jahr mit vielen schweren Geburten Apfelessig die Wende brachte: Selbst Jährlinge gebahren ohne Probleme ihre zu gross geratene Kitze. Manch anderer Züchter und auch Menschenmütter beobachteten diesen Effekt, sagt Pat Coleby.
Mit Apfelessig lässt sich die Tränke frisch halten und aufwerten: Denn er wirkt antibakteriell, liefert viele Spurenelemente, vor allem Kalium. Um sicher zu sein, dass jede ihre Ration Apfelessig bekommt, kann manden Essig auf trockene Brot-Bröckchen verabreichen.
Selenmangel hat bewegungsschwache Lämmer zur Folge, das Mineral fehlt in den Norddeutschen Böden.
Trockenstellen
Solange die Milch in Mengen produziert wird, muss gemolken werden, notfalls auch vor einer Geburt – das Kolostrum bildet sich nämlich erst bei der Geburt. Schmerzhafte Ödeme entstehen, wenn man die Ziege nicht melkt – obschon ihr Euter fast platzt. Ziegen sollten nie gegen ihren Willen trockengestellt werden.
Normal ist allerdings, dass Monate vor der Geburt der Milchfluss weniger wird; lässt man das Kraftfutter weg, versiegt sie, man melkt nur noch jeden zweiten Tag und hört schliesslich auf.Das allerdings muss spätestens acht Wochen vor der Geburt erfolgen. Hört man zu spät auf mit Melken, bildet sich das Euter zwar zurück, kann aber nicht mehr rechtzeitig die Milchproduktion aufnehmen, den Zicklein fehlt dann auch die Biestmilch. Die Rückbildung nimmt vier Wochen in Anspruch ebenso die Neubildung des Euters.
Prolaps
Scheidenvorfall
In der Woche vor dem Ablammen kann es vorkommen, dass das Innere (aus Platzmangel) aus der Scheide heraustritt, speziell wenn die Ziege liegt. Steht sie auf, verschwindet dieser Flüssigkeitsgefüllte „Sack“ wieder. Dabei kann es passieren, dass er aufreisst und das Fruchtwasser verloren geht. Eine Geburt ohne Fruchtwasser kann zum Tod führen, denn künstliche Schmiermittel funktionieren nicht immer. Ein Fall für den Tierarzt, der u.U. näht.
Pat Coleby gibt zu Bedenken, dass sich die Scheide dabei infizieren und später reissen kann, schneidet man sie nicht rechtzeitig auf. Es gibt eine Vorrichtung, die um die Hüfte gebunden wird, wobei ein Ende in der Scheide plaziert wird. Bewährt habe sich auch das Schüsslersalz Calciumfluorid (Calcium fluoratum?). Die Ziege bekommt stündlich 3 Tabletten, sie verbessern den Muskeltonus und ermöglicht eine natürliche Geburt. Der Prolaps verschwindet erfahrungsgemäss innert 24 Stunden.
Trächtigkeits-Toxikose, Ketose
Kurz vor dem Ablammen speziell von Mehrlingen benötigen die Feten sehr viel Blutzucker. Fehlen der Ziege Nährstoffe, wird der eigene Blutzucker abgebaut, dann das Fett, dabei wird Ketonkörper gebildet, der die Nerven lähmt.
Symptome:
Unwille morgens aufzustehen und hinaus zu gehen, ist ein erstes Anzeichen, der Gang staksig und unsicher. Fressunlust, Pansen arbeitet kaum. Die Lethargie verschlimmert sich, bis sie schliesslich liegen bleibt, Kopf gestreckt, Zähne knirschen, Atmung und Puls beschleunigt. Nach Festliegen kommt Tod.
Verwechslung möglich mit Kalzium-Magnesium-Mangel
Therapie:
Blutzucker erhöhen durch Infusion. Kortison Vitamine, Leberschutz – oft erfolglos.
Prävention:
Darauf achten, dass tragende Tiere jeden Tag Mineralmischung aufnehmen und gut fressen: Gutes Heu, Rüben etc. – sie verlieren wegen des dicken Bauchs oft die Lust. Dazu Meeresalgen, Apfelessig (Kalium), Lebertran, Vitaminen A, E und D und in Norddeutschland Selen-Injektion oder Selen in Pelets für Pferde – dabei Mengenangeaben auf die Grösse einer Ziege umrechnen.
Praxisbeispiele
Cristina Perincioli: Alle Anzeichen für eine Ketose zeigten sich, die tragende Ziege verlor Wasser beim Liegen, das „medizinisch“ roch – heute weiss ich, dass es dieser Azetongeruch war: das Signal der Ketose! Da diese Ziege gut gefüttert wurde und gut fras und ausserdem keineswegs abmagerte, habe ich diesen Geruch nicht mit Ketose in Verbindung gebracht. Heute weiss ich: gerade die gute gepolsterten Ziegen sind gefährdet, ihre Reserven abzubauen.
Nachdem diese Ziege Vierlinge geboren hatte, kam sie nicht mehr auf die Beine. In der Tierklinik versuchte man sie zu retten – vergeblich.
Ich würde gern wissen, was der Auslöser für diese Mehrlingsgeburten ist! Zwölf Studen später kamen weitere Vierlinge. Im Jahr zuvor waren es Drilinge, und noch früher – mit einer anderen Rasse – war die älteste Ziege ebenso geplagt von Drillingen und Vierlingen, Nach dieser Tortur baute sie ab und starb schliesslich symptomlos.
Die zweite Ziege mit Vierlingen überstand die Geburt. Ihr Blut wurde aber sofort nach Ketoseanzeichen untersucht: Mit dem tragbaren BHB Messgerät kann der Tierarzt noch im Stall den Ketosewert bestimmen – denn es muss sofort gehandelt werden! Bei Vierlingen besteht die Gefahr, dass die Ziege auch noch nach der Geburt in Ketose gerät. Täglich Propylen Glykol oral morgens und abends schützte sie vor einer Entgleisung des Stoffwechsels.
Wie lange trägt eine Ziege?
Die Trächtigkeit dauert 150 Tage ( +/-5 Tage). So steht es in modernen Tiermedizinbüchern. Ältere Bücher nennen eine längere Dauer:, nämlich 154 Tage! Cristina Perincioli: Diese längere Zeit benötigten auch meine Poitevine und die Toggenburger – beides alte Rassen, die man nicht in modernen Massentierställen findet und deshalb wohl aus dem Blick der modernen Veterinärmedizin gerieten.
Vorzeichen zum Ablammen
Anzeichen: Als Erstes senkt sich der Bauch, die Scheide schwillt, dann schrumpft sie wieder nach innen; der Schleimpfropfen geht ab (1-2 Tage), das Euter füllt sich. Wenn die Zitzen straff werden und zur Seite stehen, leitet das Hormon Oxytocin die Wehen ein – allerdings kann man sich auf die Anzeichen des Euters nicht immer verlassen. Andere beobachten die Beckenbänder – senken die sich, dann sollte die Ziege im Stall bleiben.
Die Ziege beginnt leise zu rufen, in der Art, wie Muttertziegen ihre Lämmer rufen. Dabei dreht sie den Kopf ihrem Bauch zu – dann geht es gleich los!
Geburtshilfe
Man sagt, die beste Geburtshelferin hat ihre Hände in den Hosentaschen.
Allerdings muss man eingreifen, wenn der Geburtsvorgang stockt. Der sollte nach 30 Minuten bei Einlingen und nach 70 Minuten bei Zwillingen abgeschlossen sein.
Liegt das Lamm nicht richtig? Sind es Zwilinge, die versuchen gleichzeitig herauszukomen?
Dann sind lange Gummihandschuhe mit viel Gleitcreme nötig, um die Lage zu untersuchen. Zuerst Hände und Arme sehr gründlich waschen, Findernägel kürzen und feilen. Mit zwei Fingern voran durch die Scheide hineingleiten; sich die Zeit nehmen, die Lage der Glieder und die Anzahl der Lämmer festzustellen. Die Gebärmutterwand ist sehr empfindlich.
Ansteckungsgefahren
Abort, Todgeburt oder lebensschwache Lämmer können Folge sein einer Infektion durch Salmonellen, Toxoplasmose, Brucellose, Q-Fieber.
Im Geburtsvorgang werden Unmengen Brucellose-, Q-Fiebererreger, resp. Salmonellen ausgeschieden. Deshalb bei jeder Geburt Handschuhe tragen! Tote Feten und NachgeburtAls Nachgeburt (lat. Secundinae) werden bei Menschen und den meisten anderen Säugetieren die nach der eigentlichen Geburt eines Jungtiers bzw. Kindes noch zu gebärende Plazenta (Mutterkuchen), die Eihäute sowie der Nabelschnurrest bezeichnet. Auch der Vorgang der Abstoßung als solcher wird Nachgeburt genannt. Er findet im frühen Puerperium statt. sofort in einen Plastiksack packen, kühlen und zur Laboruntersuchung geben. Q-Fieber und Brucellose sind überdies meldepflichtig. Ort des Abortes / der Geburt sorgfälig reinigen.
Ein grosser Teil der Lämmerverluste geht auf Toxoplasmose zurück, sie gefährdet auch Embryos beim Menschen.
Brucellose kann durch zugekaufte Böcke eingeschleppt werden, deshalb diese jeweils vor dem Kauf testen.
Nachgeburtsverhalten
Jedes Embryo bringt seine NachgeburtAls Nachgeburt (lat. Secundinae) werden bei Menschen und den meisten anderen Säugetieren die nach der eigentlichen Geburt eines Jungtiers bzw. Kindes noch zu gebärende Plazenta (Mutterkuchen), die Eihäute sowie der Nabelschnurrest bezeichnet. Auch der Vorgang der Abstoßung als solcher wird Nachgeburt genannt. Er findet im frühen Puerperium statt. mit; es dauert Stunden bis sie alle draussen sind. Es ist wichtig, zu verhindern, dass die Ziege diese frisst und zu kontrollieren, ob auch keine fehlt! Denn bleibt eine NachgeburtAls Nachgeburt (lat. Secundinae) werden bei Menschen und den meisten anderen Säugetieren die nach der eigentlichen Geburt eines Jungtiers bzw. Kindes noch zu gebärende Plazenta (Mutterkuchen), die Eihäute sowie der Nabelschnurrest bezeichnet. Auch der Vorgang der Abstoßung als solcher wird Nachgeburt genannt. Er findet im frühen Puerperium statt. in ihrem Körper, wird diese sie vergiften. Rechtzeitig die Tierärztin holen! Sie spritzt Oxytocin, welches bewirkt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und dabei die NachgeburtAls Nachgeburt (lat. Secundinae) werden bei Menschen und den meisten anderen Säugetieren die nach der eigentlichen Geburt eines Jungtiers bzw. Kindes noch zu gebärende Plazenta (Mutterkuchen), die Eihäute sowie der Nabelschnurrest bezeichnet. Auch der Vorgang der Abstoßung als solcher wird Nachgeburt genannt. Er findet im frühen Puerperium statt. ausscheidet. Dies ist aber nur innerhalb der ersten 24 Stunden möglich!
Cristina Perincioli: Wenn der Bauch einer Ziege Mehrlingsgeburten erwarten lässt, besorge ich mir vor der Geburt Oxytocin in Spritzen, das ich nach Abschluss der letzten Geburt selber spritze.
Pat Coleby: Die beste Prävention ist eine gesunde Weide, die nicht chemisch gedüngt wurde – wegen der Rolle, die Schwefel bei der Aufnahme von Selen spielt und eine gute Mineralversorgung, sowie Apfelessig als Kaliumlieferant.
Entzündung der Gebärmutter
Metritis
Diese Entzündung des Uterus wird ausgelöst durch im Geburtskanal aufsteigende Bakterien – nicht nur nach Geburten. Hinweise darauf sind schlechtes Befinden und manchmal etwas übel riechender Ausfluss. Ziegen ohne intaktes Immunsystem wie CAE-Ziegen sind gefährdet. Eine Umgehende Antibiotika-Behandlung ist angesagt.
Danach sollte man die Widerstandskraft der Ziege stärken:
Pat Coleby schreibt: Der Ziege fehlen Vitamin A und D, weshalb man ihr an drei Tagen einen TL Lebertran gibt, 5 gr. Vitamin C als Injektion (sehr schmerzhaft!), Vitamin C oral eine Woche lang. Mit einem Abstrich wird kontrolliert, ob dieser klar ist. Solange die Ziege nicht gesund ist, muss ihre Milch abgekocht werden, auch vor dem Vertränken an die Lämmer. Jede Ziege, die zum Bock will, muss klaren Ausfluss haben.
Milchfieber
Symptome: Niedergeschlagen, lethargisch, Schwierigkeiten zu stehen oder zu gehen, Pupillen erweitert.
Der Verlust von Magnesium und Calzium durch das Ablammen muss schnellst möglich ersetzt werden – Injektionen mit Magnesium und Calzium, die auf vier Einstiche aufgeteilt werden: zwei beidseits der Schulter und zwei beidseits auf die Kruppe. Besonders gefährdet sind die Hochleistungsziegen. Deshalb gibt man diesen vor dem Ablammen extra Dolomit und eine Injektion mit den Vitaminen A, D und E.