CAE

Das Wichtigste zuerst:
Eine Behandung ist nicht möglich und das Virus ist weit verbreitet: Die Milch einer einzigen kranken Ziege kann alle damit getränkten Lämmer anstecken, ebenso kann ein infizierter Bock eine Herde in einer einzigen Decksaison ruinieren. Die grösste Gefahr geht aber von Melkmaschinen ohne Rücklaufventile aus.

Bei Lämmern oder Jungziegen reicht ein negativer Bluttest nicht aus, das Virus ist nämlich nach den ersten Monaten nicht mehr nachweisbar, erst später wieder. Andererseits können Lämmer unter Stress positiv testen, obwohl sie es nicht sind.
Bei Zukäufen muss man deshalb auf einen amtlichen Nachweis zum CAE-Status der ganzen Herde bestehen. Diesen erlangt man, wenn die Herde dreimal im Abstand von 6-12 Monaten getestet wurde und die Ergebnisse aller Tiere negativ waren.

Symptome

  1. Schwellung der Carpalgelenke (dickes Knie), später auch andere Gelenke entzündet (Arthritis), das zu Lahmheit führt.
  2. Hartes Euter, chronische Mastitis.
  3. Pneumonitis, Abszesse an den Hautlyphknoten, die nicht heilen.
  4. Bei Lämmern von 2-4 Monaten führt Gehirnentzündung (Enzephalitis) zu Hinterhandschwäche, Lähmungen und zu Bewegungsstörungen. Sie magern ab.
  5. Ohne Immunsystem ist sie gewöhnlichsten Wehwechen ausgeliefert, so stirbt die CAE-Ziege langsam.
  6. Mehr als 70 % der infizierten Tiere bleiben symptomlos.

Sanierung
Man kann die Krankheit bekämpfen, indem man Virus-Trägerinnen aussondert und deren Kitze beim Geburtsvorgang abnimmt, auf Zeitungen legt (ohne Berührung mit der Mutter und deren Ausscheidungen auf dem Stroh) und mit fremder oder pasteurisierter Milch aufzieht – mehr dazu im Folgenden:

In Ihrem Buch “Natural Goat Care” schreibt Pat Coleby wie ihr die Herdensanierung gelang. Ich fasse es zusammen:

CAE und Kupfer
Bevor noch jemand wusste, was CAE ist, beobachtete man, dass es vor allem Ziegen traf, die nicht genug Kupfer bekamen oder nicht in der Lage waren, es in ausreichendem Masse zu assimilieren. Kupfermangel scheint Voraussetzung zu sein für die Ansteckung.
Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist reich an Kupfer – die erste Pflanze, die man bei AIDS einsetzte. In den USA – wo sich AIDS sehr schnell ausbreitete, sah man einen Zusammenhang mit Kupfermangel in der Ernährung – möglicherweise verstärkt, seitdem Wasserrohre nicht mehr aus Kupfer, sondern aus Plastik bestehen.

Die FDA hatte immer angenommen, dass die Menschen genug Kupfer bekämen, bis sie die ersten AIDS Patienten auf Kupfer testeten und diese nur ein Zwanzigstel des erforderlichen aufwiesen. Auch bei Paratuberkulose ist Kupfermangel Voraussetzung für die Ansteckung.
Pat Coleby schütze ihre Ziegen nur, indem sie die Kupferversorgung sicherstellte und das Ergebnis testete. Drei Ziegen zeigten „dicke Knie“ – der Kupfergehalt ihres Blutes war tiefer als bei den übrigen – so wusste sie, dass die Ziegen durchaus mehr Kupfer brauchten.
Dann las sie, dass Forschungen in Japan zeigten, dass dunkelhaarige Menschen sechs Mal mehr Kupfer benötigen, als solche mit hellen Haaren. Also erhöhte sie die Ration für ihre schwarzen British Alpines noch einmal auf ein Teelöffel Kupfersulfat pro Ziege/Woche. Seitdem gab es bei ihren Ziegen keine laterale Ansteckung mehr – nur noch jene über Kolostrum und Milch.

In Australien spritzt man eine Mischung aus Vitaminen, Aminosäuren und Mineralien namens VAM (nicht in Europa erhältlich), die die Ziegen alle zwei Monate bekommen – CAE-positive Ziegen einmal die Woche – es stützt sie und sie freuen sich ihres Lebens, trotz tödlicher Krankheit.

Ansteckung
Die grösste Gefahr einer Ansteckung innerhalb der Herde (laterale Infektion) geht von der Melkmaschine aus: laut „La Chevre“ ist der Druck im Euter geringer im Moment, wenn das Melkgeschirr angesetzt wird,  so dass Milch aus dem Schlauch in das Euter gesogen wird. Neuere Melkgeschirre wurden deshalb mit Ventilen versehen, die dies verhindern. Entscheidend ist, die CAE-positiven Tiere immer zum Schluss zu melken.

Wiederholtes Händewaschen ist nötig, wenn bei den Ziegen Zähne und Euter geprüft werden (Tierarzt, Richter etc.) – dabei kann die Seuche von Tier zuTier geschleppt werden. Auch achte man darauf, das die Tierärztin bei Blutabnahmen bei jedem Tier eine neue Nadel verwendet.

Entscheidend ist aber, den aktuellen Status jedes Tieres zu kennen, also regelmässig zu testen. Üblicherweise wird der ELISA Test angewandt. Bei diesem kann es vorkommen, dass eine gesunde Ziege positiv testet, wobei eine andere Krankheit dieses Signal auslöst.

Herdensanierung
Pat Coleby konnte es sich nicht leisten, die Herde aufzuteilen oder die Kranken zu keulen. Also hielt sie alle zusammen, schaffte es trotzdem innert 10 Jahren die Herde CAE-frei zu bekommen.

Das Kitz muss unmittelbar bei der Geburt von der Mutter getrennt werden; deshalb bringt man vor dem Ablammen alle positiven Ziegen und solche mit unklarem Status in einen gesonderten Bereich. An den Wänden sind in Kopfhöhe Leinen mit Karabinerhaken, um die Gebärende so anzubinden, dass sie ihr Neugeborenes nicht ablecken kann. Zeitungspapier muss bereitliegen. Darin wird das das Kitz bei der Geburt aufgefangen, ohne dass es Stroh oder das Fell der Ziege berührt und sofort ausser Rufweite der Mutter getragen. Passiert dies schnell, fängt die Mutter gar nicht an sich zu grämen. Das Kitz wird gleich trockengerubbelt – das bringt auch die Zirkulation in Gang. Ist die Plazenta bei Komplikationen im Mutterleib aufgebrochen, kann die Infektion das Kitz dort bereits erreicht haben.

Manche lassen Bocklämmer bei ihrer infektiösen Mutter; das ist gefährlich: später könnten die Böckchen bei Saugversuchen eine fremde, gesunde Ziege infizieren.

Bluttests bei Kitzen sind erst ab 6 Monate aussagekräftig; wurden sie mit sterilisierter Milch von positiven Ziegen aufgezogen, erst ab 12 Monate – also 4-5 Monate nach dem Absetzen. Natürlich müssen Kitze von positiven Tieren getrennt aufwachsen; wurden sie gesäugt, besteht die Gefahr, dass sie auch mal an einer Kranken saugen.

Kolostrum
Das Kolostrum der Mutter kann man pasteurisiert verfüttern – eine heikle Angelegenheit. Besser man nimmt die Biestmilch einer gesunden Ziege (Pat Coleby gab jeweils einen Teelöffel Lebertran und einen mit Meeresalgenkonzentrat dazu).

In der Folge tränkt man die Zicklein ausschliesslich mit pasteurisierter Milch (74°C während 5 Sekunden), auf diese Weise gab es keine einzige Infektion durch die Milch der positiven Mütter. Aber man darf den Nachwuchs nicht vor 6 Monaten testen: Zu oft zeigten die Tests bei Zicklein CEA positiv an, obwohl sie NICHT infiziert waren – wie sich später zeigte. Viel zu viele Lämmer mussten sterben, bis diese Tatsache publik wurde.

Es bleibt riskant, die Kitze mit Gemeinschaftsmilch zu füttern; erst  diese Praxis liess CAE sich so schnell ausbreiten.
Die so gewonnene erste Generation an Nachwuchs CAE-positiver Ziegen war wenig robust und musste gut versorgt werden.

In gut geführten Herden zeigen sich die Anzeichen kaum. Kauft man daraus eine Ziege und bringt sie in die eigene Herde, kann dieser Stress die Krankheit zum Ausbruch bringen.

Wenig aussagekräftig sind CAE -Tests während der Trächtigkeit, da diese das Virus im Blut unterdrückt.
Entwickeln sich bei einer Ziege „dicke Knie“, sollte sie auf der Stelle getötet werden; die Sektion solcher Ziegen zeigte, dass Gehirn und Rückmark schon angegriffen waren, die Arthritis sich erst zum Schluss bildete, was bedeutet, dass die Ziegen schon lange gelitten hatten.

Böcke
Um lange gesund zu leben, sollten Böcke CAE-frei gehalten werden; aber das Virus überträgt sich – laut Pat Coleby – nicht beim Deckakt. Sie war gezwungen, ihre CAE-positiven Böcke zu nutzen; sie liess auch ihre (später) sauberen Böcke positive Ziegen bespringen, ohne dass eine Ansteckung erfolgte – ausreichende Kupferversorgung vorausgesetzt! Wobei “ausreichend” ein vielfaches dessen ist, was in deutschem Mineralfutter angeboten wird.